Zahnstein löst Rätsel um Massenproduktion in Antiker Hochkultur

Die mykenische Kultur im bronzezeitlichen Griechenland ist die erste bekannte Hochkultur in Europa. Sie ist berühmt für den Beginn einer exportorientierten Massenproduktion, aufwendig hergestellter Keramikgefäße ebenso wie Schwerter aus Bronze.

Wie eine solch große Produktionsmenge um 1500 v. Chr. überhaupt möglich war, war lange ein Rätzel, konnte aber nun durch spezielle Untersuchungen aufgeklärt werden: Rückstände im Zahnstein verraten, dass die Menschen damals systematisch Braunkohle für ihre Brenn- und Schmelzöfen benutz haben.

Abgasreste im Mund

Eigentlich ging es dem internationalen Forscherteam zunächst um die Frage, was Menschen im bronzezeitlichen Ostmittelmeerraum so gegessen haben. Für mögliche Antworten nahmen sie den Zahnstein von Menschen unter die Lupe, die im 2. Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung in der Region vom griechischen Festland über Kreta gelebt haben.

„Wir haben dabei festgestellt, dass im Zahnstein nicht nur Mikroreste, Fette und Eiweiße des jeweiligen Essens eingebettet und über die Jahrtausende erhalten wurden, sondern auch all der Ruß und die Abgase, die durch das Einatmen in den Mund kamen“, erzählt Stockhammer. „Wir können also noch nach Jahrtausenden sagen, dass in den Feuerstellen und Öfen, vor denen die Menschen in den Werkstätten saßen, Braunkohle verbrannt wurde.“

Lokale Holzarten und Haustierdung

Dass man im Zahnstein chemische Signaturen von verbranntem Kiefern-, Pinien- und Eichenholz finden würde – also von Bäumen, die auch heute noch in der Region wachsen – hatten die Forscher erwartet.

Die chemischen „Fingerabdrücke“ von Braunkohle waren dagegen völlig überraschend. „Als wir die Datenserien aus der mykenischen Burg von Tiryns auf dem südgriechischen Festland und dem westkretischen Hafenort Chania analysierten, konnten wir es zunächst kaum glauben“, sagt Stephen Buckley von der Universität Tübingen, der die chemischen Analysen vornahm. „Die Hälfte aller Individuen, die wir aus beiden Orten untersuchten – Männer wie Frauen – hatten neben den zu erwartenden Hölzern ganz klar auch die chemische Signatur von Braunkohle im Zahnstein.“ Diese unterscheide sich deutlich von Holzkohle.

Die Archäologen sind davon überzeugt, dass es diese erstaunlich frühe Nutzung von Braunkohle den mykenischen Griechen erst ermöglichte, in schier unglaublicher Zahl hochwertige Keramikgefäße und Bronzen herzustellen. „Die Funde mykenischer Keramik von Spanien bis Syrien zeigen, dass in den südgriechischen Werkstätten jährlich wohl zehntausende Gefäße vor allem auch für den Export produziert wurden“, sagt Stockhammer.

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