Bei vielen Menschen die Musik zu ihrem Beruf gemacht haben zeigt sich im Laufe ihrer Karriere eine craniomandibuläre Dysfunktion (CMD). Aber auch wer nur in seiner Freizeit ein Instrument spielt kann davon betroffen sein.

Ob Blas- oder Streichinstrumente: Rund jeder zweite Musizierende ist von einer craniomandibulären Dysfunktion betroffen. Am Beispiel der Violine beschreiben die Verfasser die beim Musizieren häufig unphysiologische Haltung: Das Instrument werde zwischen dem unteren Rand des Unterkiefers und der linken Schulter eingeklemmt, wobei die Zähne sich berühren, um den Unterkiefer in seiner Position zu fixieren. Dieses Beispiel zeigt exemplarisch die Überbeanspruchung der Kopf- und Halsmuskulatur beim Musizieren.

In einer Studie konnten Forschende aus Brasilien zeigen, dass insgesamt rund 53 Prozent aller Musizierenden Symptome einer CMD aufweisen. In die Metaanalyse wurden 13 Studien aus zehn verschiedenen Ländern einbezogen. Die Stichprobengröße reichte von 13 bis 1.470. Probanden

Es konnten vorwiegend Spielende von Streich- und Blasinstrumenten als gefährdete Gruppen identifiziert werden. Insgesamt reichten die in den inkludierten Studien angegebenen CMD-Prävalenzen von 29 bis 89 Prozent bei täglichen Übungszeiten von einer bis 7,5 Stunden.

Vor allem Profis sind betroffen

Für die Blasinstrumente wurde eine gepoolte Prävalenz von 52,8 ermittelt, für Streichinstrumente von 53,9. Obgleich die inkludierten Studien eine starke Ungleichheit aufwiesen, gebe es Hinweise darauf, dass die tägliche Spieldauer Einfluss auf die Schwere der CMD nimmt, weshalb vor allem professionelle Musizierende betroffen sind.

Das Spiel erfordert oft eine asymmetrische Körperhaltung

Ursächlich für das Entstehen einer CMD ist meist ein Zusammenspiel aus vielen Faktoren. Die Autoren weisen hier unter anderem auf psychosoziale (Performance-Druck) und genetische Faktoren hin, stellen aber besonders die spielbezogenen, muskuloskelettalen Fehlbelastungen in den Fokus. Ein Instrument zu spielen bedeute oft, sich in eine unphysiologische und in Abhängigkeit des Instruments auch asymmetrische Körperhaltung zu begeben.

Originalpublikation: Campos LGN, Pedrosa BH, Cavalcanti RVA, Stechman-Neto J, Gadotti IC, de Araujo CM, Taveira KVM. Prevalence of temporomandibular disorders in musicians: A systematic review and meta-analysis. J Oral Rehabil. 2021 May;48(5):632-642. doi: 10.1111/joor.13150. Epub 2021 Mar 7. PMID: 33474771