Seniorenmedizin gewinnt zunehmend an Bedeutung

Mit dem weltweiten demographischen Wandel gewinnt die Seniorenzahnmedizin zunehmend an Bedeutung, da es in den nächsten Jahren zu einer Überalterung der Gesellschaft kommt. Bedingt wird dies, durch die sinkenden Geburtenraten und einer höheren Lebenserwartung.

Die Bevölkerungsentwicklung macht deutlich, dass sich die Zahl der über 65-Jährigen von 2009 bis 2030 um 8% erhöht, während sich die Zahl der erwerbstätigen Bürger um bis zu 7% verringert. Dieser Prozess findet gleichzeitig mit einer Zunahme des Pflegebedarf statt. Das Risiko einer zahnärztlichen Unterversorgung, vor allem außerhalb der Praxis und Kliniken, steigt somit stetig.

Im höheren Alter steigt in der Regel auch die Anzahl der chronischen Erkrankungen, die oftmals Krankheiten in der Mundhöhle nach sich ziehen, wie zum Beispiel Diabetes. Auch durch den Hausarzt verabreichte Dauermedikation kann Auswirkungen auf die Mundschleimhaut haben. Desweiteren ist im Alter die Funktion der Speicheldrüsen beeinträchtigt, welche durch verabreichte Medikamente noch zusätzlich verringert wird. Der durch diese Faktoren reduzierte Speichelfluss führt zu einer Senkung der Pufferkapazität des Speichels und letztlich zum Anstieg des Kariesrisikos. Außerdem werden Veränderungen an der Haut, den Schleimhäuten und des Geschmacksorgans festgestellt. Im zahnmedizinischen Bereich nimmt vor allem die Parodontitis und die Wurzelkaries zu.

Es gibt Hinweise, dass es zwischen der Mund- und der allgemeinen Gesundheit Zusammenhänge und Wechselwirkungen gibt. So kann z.B. ein schlecht eingestellter Diabetes mellitus bestehende parodontale Erkrankungen verschlechtern oder diese begünstigen. Eine schlechte Mundhygiene erhöht nachweislich dass Pneumonierisiko bei älteren Menschen.

Es ist also wichtig, dass der Mund als Eintrittspforte in den Körper gesund und gepflegt ist.

Die Prophylaxe stellt den Grundstein der zahnärztlichen Betreuung dar. Ohne Prophylaxemaßnahmen können die Mundgesundheit und die damit verbundene Lebensqualität, des sowohl fitten Seniors als auch des hilfe- und/oder pflegebedürftigen älteren Menschen, nicht aufrechterhalten werden. Kann ein Patient selber nicht mehr eine ausreichende Mundhygiene durchführen, müssen Fremdputzer gefunden und ausgebildet werden. Putzt ein Senior noch selbstständig seine Zähne, sind es vor allem die nachlassende Sehkraft oder reduzierte Handkraft, die eine gute Mundhygiene erschweren können.

Senioren die in Pflegeheimen untergebracht und hilfe- oder pflegebedürftig sind, brauchen auch bei der Zahnpflege Unterstützung. Vorausgegangene Untersuchungen haben gezeigt, dass beim Pflegepersonal Defizite über das Basiswissen bei der Mundhygiene bestehen. Anderseits lässt sich jedoch belegen, dass Schulungen des Personals die Mundhygiene von Heimbewohnern deutlich verbessern.

Die wichtigsten Eckpfeiler der Mundgesundheit beim Alterspatienten sind:

  • Effektive Mundhygiene
  • Zahnbewusste Ernährung
  • Einsatz von Fluoriden
  • Regelmäßige Kontrollen

Zum Teil sind ältere Patienten im Zahnbereich schon saniert, das heisst sie besitzen Füllungen und Zahnersatz an den sich wiederum durch mangelnde Mundhygiene Keime anlagern können. Darüber hinaus ist das Immunsystem wegen geringerer T-Zellen eingeschränkt und die Schutzfunktion des Speichels zum Teil wegen multipler Medikation nur noch begrenzt vorhanden.

Außerdem spielt die Form der Nahrungsaufnahme eine bedeutende Rolle, denn viele hochkalorische, klebrige kariogene Speisen und passierte Kost führen zu einer sinkenden Kauaktivität und in der Folge zur verringerten Stimulation der Speicheldrüsen. Zudem werden zu wenig Flüssigkeiten aufgenommen.

Diese Zahnmedizinischen Krankheitsbilder korrelieren mit Allgemeinerkrankungen wie Diabetes, Endokarditiden, Brochialerkrankungen, aber auch einer gestörten Nahrungsaufnahme. Dadurch verschlechtert sich der Allgemeinzustand der Patienten und erhöht letzten Endes somit auch den Pflegeaufwand und die Kosten.

Das Wissen und Erkennen der motorischen Fähigkeit und geistigen Verfassung von Senioren hilft dem Pflegepersonal zu erkennen, wie viel Hilfe ein Senior bei der Mundhygiene benötigt.

Senioren mit normaler Mundhygienefähigkeit:

  • selbstständiges durchführen der Zahn- und Prothesenpflege
  • können professionelle Anleitung eigenständig umsetzten und sind gut motivierbar
  • Besuchen 2 x jährlich ihren Zahnarzt
  • nehmen von sich aus Prophylaxemaßnahmen in Anspruch

Senioren mit leicht reduzierter Mundhygienefähigkeit und ausreichender Mobilität benötigen:

  • Kontrolle durch Dritte bei Mund- und Prothesenpflege
  • Zahnarztbesuche, die organisiert werden müssen
  • spezielle Hilfsmittel (Griffverstärkung, Lupen, etc.)
  • Terminvereinbarungen zu Zahnreinigungen

Senioren mit stark reduzierter Mundhygienefähigkeit und eingeschränkter Mobilität benötigen:

  • permanente Unterstützung durch Dritte bei der täglichen Zahnpflege
  • eine Untersuchung vom Zahnarzt 2 x jährlich vor Ort
  • Zahn- und Prothesenreinigungen in der Praxis ggf. Krankentransport organisieren

Senioren, die absolut immobil sind und ohne jegliche eigene Mundhygienefähigkeit, benötigen:

  • wenn noch Restzähne vorhanden sind ist eine gute Absprache und Zusammenarbeit mit dem Behandler nötig
  • tägliche Mund- und Prothesenpflege durch Dritte
  • verstärkte Kontrolle der Mundschleimhaut

Der Umgang mit den Zahnersatzvarianten sollte von dem Pflegenden geübt werden. Außerdem sollte auf Veränderungen im Mundbereich geachtet werden. Dazu zählen weißliche Beläge, Blutungen, schnell wachsendes Zahnfleisch, und Wahrnehmungen von schmerzhaften Reaktionen. In diesen Fälle sollte ein Zahnarzt konsultiert werden.